Darnautien – mein kleines Paradies in Wien Meidling

Es gibt Länder, die findet man auf keiner Landkarte. Avalon zum Beispiel. Oder Narnia. Und dann gibt es Darnautien – mein ganz persönliches kleines Paradies, versteckt mitten in Wien-Meidling, genauer gesagt in der Darnautgasse. Kein Eintrag bei Google Maps, kein eigener Wikipedia-Artikel (noch nicht!), aber wer einmal dort war, versteht sofort, warum ich diesen Ort liebevoll mein kleines Königreich nenne.

Darnautien besteht aus zwei Stiegen, also zwei Häusern, die gemeinsam einen wunderbar grünen, ruhigen Innenhof umarmen. Das ist das Herzstück meines Reiches. Hier herrscht Frieden, Vogelgezwitscher und der süße Duft von Balkonblumen. Keine Sirenen, keine hupenden Autos, keine nächtlichen Grillfeste mit fünf Lautsprechern und sieben Sprachen gleichzeitig – nein, hier zwitschern höchstens die Amseln und manchmal der Nachbar, wenn er seine Wäsche holt und dabei ein Lied pfeift.

Ich nenne es gern das sanfte Gegenteil von Favoriten. Dort, wo früher mein Zuhause war, war es... nun ja, sagen wir: lebendig. Ein Ort, an dem man mit Ohropax schlafen ging und mit Kopfhörern frühstückte. Die Dialekte reichten von arabisch bis turbo-wienerisch, und die Nachbarn kommunizierten vorzugsweise durch offene Fenster – lautstark und temperamentvoll.

In Darnautien hingegen grüßt man freundlich, man kennt sich, und man leiht sich auch mal einen Hammer, ohne dass daraus ein Handelsabkommen werden muss.

Das Schönste in Darnautien? Mein Wohnzimmerfenster! Dort schaut regelmäßig ein kleiner braun/roter Bewohner vorbei – das Eichkätzchen. Manchmal sitzt es da, als wolle es wissen, was ich gerade schreibe. Vielleicht liest es heimlich mit. Vielleicht wartet es aber auch nur darauf, dass mir ein Keks runterfällt. Ich nehme an, es ist mein offizieller Hofnarr – oder vielleicht der Wächter des Paradieses, wer weiß?

Auf der anderen Seite liegt mein Balkon, mein persönliches Wohnzimmer im Freien. Dort sitze ich mit meinem Kaffee, schaue in den Innenhof, schreibe an meinem Blog – und genieße die Ruhe. Manchmal kommt die Hausverwaltung vorbei, und das ist kein Scherz: eine richtig nette, wunderbare Frau. Ja, so etwas gibt’s tatsächlich!

Wenn man hier ein Anliegen hat, wird’s erledigt – und zwar nicht irgendwann zwischen Ostern und Pfingsten, sondern zügig und ordentlich. Während man andernorts den Hausverwalter erst dreimal anrufen, dann fünf E-Mails schreiben und schließlich eine Kerze anzünden muss, bis sich was tut, reicht hier ein nettes Wort – und zack, es funktioniert. Da fragt man sich fast, ob Wunder vielleicht doch systematisch planbar sind. Oft trinken wir gemeinsam einen Kaffee oder, an besonders sonnigen Tagen, einen Hugo. Und wenn ein Nachbar vorbeikommt, ist das kein Störfaktor, sondern eine willkommene Audienz.

Nachts wird Darnautien ganz still. Nur der Wind raschelt in den Blättern, und irgendwo klimpert vielleicht eine Taube über ein Geländer. Kein Geschrei, kein Motorenbrüllen – nur Ruhe. Ich hätte nie gedacht, dass man in Wien derartige Stille erleben kann, ohne auf einen Berg ziehen zu müssen.

Wenn ich auf meinem Balkon sitze, den Kaffee in der Hand und den roten Ahorn im Blick, denke ich mir jedes Mal: Manchmal liegt das Paradies eben in der Darnautgasse.

Zu guter Letzt

Natürlich habe ich die Fotos streng limitiert. Schließlich möchte ich vermeiden, dass plötzlich Busladungen voller Wien-Besucher hier auftauchen, bewaffnet mit Selfiesticks und Sektflaschen. Nein, nein – Darnautien bleibt geheim, geschützt und friedlich. Nur wer das Eichkätzchen persönlich kennt, bekommt vielleicht eine Einladung.